Angelika Dreher *1977, Schaffhausen
Vor etwa 4,5 Milliarden Jahren war die Erde ein äusserst unwirtlicher Ort: ihre Oberfläche ein glühendes Meer aus geschmolzenem Gestein, der Himmel erfüllt von Meteoriten, die unablässig aus dem All herabregneten und tiefe Krater in den Boden rissen. Während der nächsten Milliarde Jahre beruhigte sich die Situation auf der Erde: sie kühlte ab, Ozeane und Kontinente entstanden. Und irgendwo im Wasser nahm das Leben seinen Anfang: Aus den Elementen Kohlenstoff, Wasserstoff oder Stickstoff wurden komplexe Moleküle, die ersten Zellen entstanden.
Ohne Wasser kein Leben, ohne Licht kein Wachstum.
Da Wasser transparent, geruchlos, geschmackslos und weit verbreitet ist, wird es oft nicht wirklich wahrgenommen - dabei ist Wasser unser Grundnahrungsmittel Nummer eins. Im Prinzip gibt es heute noch dieselbe Menge Wasser wie zu Urzeiten. Rund 70 Prozent unseres Planeten sind mit Wasser bedeckt. Unglücklich ist für den Menschen allerdings, dass 97 Prozent des Wassers versalzen ist. Und dass von den restlichen drei Prozent 70 Prozent als Eis an den Polkappen lagern. Lediglich ein Prozent des Wassers auf der Welt ist wasserförmiges Süsswasser.
Der Klimawandel hat vielfältige Einflüsse auf die Süsswasserreserven. Die Polkappen schmelzen ab und das darin gespeicherte Süsswasser wird mit dem Meerwasser vermischt. Auch das Abschmelzen von Gletschern ist eine Folge des Klimawandels. Kurzzeitig wird dies zu mehr Wasser in Flüssen und Seen führen. Auf lange Sicht aber wird weniger Wasser zur Verfügung stehen. Das passt zu den allgemeinen Annahmen über die Folgen des Klimawandels. Er wird zu heftigeren Wetterbedingungen, d. h. mehr Überschwemmungen und Dürren führen. Die Unesco schätzt, dass 2050 im schlimmsten Fall sieben Milliarden an Wasserknappheit leiden werden, im günstigsten zwei Milliarden Menschen. Obwohl dieselbe Menge wie zu Urzeiten zur Verfügung steht, wird das brauchbare Wasser knapper: Einerseits legte die Weltbevölkerung milliardenfach zu, andererseits stieg die Wirtschaftsleistung millionenfach – und damit der Durst der Industrie.
Darüber, wie die Grundwasserreserven betroffen sein werden, ist wenig bekannt. Die globale Verschlechterung der Umweltsituation hat allerdings ein bedenkliches Ausmass erreicht. Bedeutende Ökosysteme sind dermassen aus dem Gleichgewicht geraten, dass sie kollabieren könnten. Um einen anderen Weg einzuschlagen, müssen die ökologischen Grenzen des Planeten erkannt und respektiert werden. Zusätzlich wird Trinkwasser zu einem Riesengeschäft.
Der Lebensmittelkonzern Nestlé macht mit seinen Wasser-Marken Vittel oder Perrier weltweit 91 Milliarden Euro Umsatz, der Pepsi-Konzern 32,5 Milliarden, Coca Cola 23 Milliarden. Auch Leitungswasser wurde weltweit zum Geschäft: Von Südamerika bis Asien werden die Wasserbetriebe zunehmend privatisiert. In der Regel ist das Trinkwasser aus der Leitung dort so schlecht, dass sich die Menschen Trinkwasser im Laden kaufen – sofern sie es sich leisten können.
Die Arbeit befasst sich mit dem fragilen ökologischen Gleichgewicht von Trinkwasser.